Ventoux – Weinreise durch das östliche Rhônetal

Meine 5 Lieblingswinzer im Ventoux

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Viele kennen das Bild des Mount Ventoux mit seinen Schnee bedeckten Hügeln durch die gefürchtete Tour de France Etappe. Weinliebhaber haben bestimmt den einen oder anderen Wein aus der Region getrunken. Aktuell sind andere Regionen des Rhônetal vielleicht noch bekannter, doch während meiner kleinen Reise durch Ventoux durfte ich erleben, was diese Region inklusive seiner Weine ausmacht. Hoffentlich wecken meine Erlebnisse die Neugier Ventoux einmal selber zu besuchen. Ansonsten, sicher nicht unwichtig, greift ihr in Zukunft vielleicht etwas häufiger zu Weinen mit dem Label “AOC Ventoux”.

Die Region AOC Ventoux

Wo liegt Ventoux und wie kommt man da hin?

Wer Ventoux besuchen möchte fliegt am besten nach Marseille und fährt von dort mit dem Auto weiter. Wer sich die Karte der Rhône anschaut findet Ventoux im östlichen Rhônetal. Es besteht aus 51 Gemeinden. Im Süden rahmt der Fluss Calavon das Gebiet ein. Die Region ist so besonders, dass 1990 die UNESCO das Gebiet als Biosphärenreservat anerkannt hat. Hierbei handelt es sich um eine Modellregion in der nachhaltige Entwicklung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht exemplarisch verwirklicht werden soll. Mit Rücksicht auf die Natur soll die Region möglichst naturnahe bewirtschaftet werden. Bio und Bio-Dynamik ist etwas, mit dem sich vieler der Winzer in der Region beschäftigen oder schon zertifiziert sind.

Geschichte der Region Ventoux

Schon seit der Antike wird in Ventoux Wein angebaut. Bei Ausgrabungen wurden Weinamphoren gefunden, die sich weit zurück verfolgen lassen. Zur Zeiten der Monarchie ich Frankreich wurde Wein aus der Region sogar bei Hofe gereicht. Heute gibt es keinen König mehr in Frankreich und leisten kann sich fast jeder Weine von ihr mit hoher Qualität, ohne seinen Geldbeutel zu stark zu belasten. Im Vergleich zu anderen Regionen in Frankreich sind die Preise hier noch sehr moderat.

Im Jahr 1939 wurde den Winzern der Region klar, das sie gemeinsam mehr erreichen können und sie schlossen sich zusammen. 1953 schuff die gegründete Gemeinschaft die Qualitätsbezeichnung “Vin Délimité de Qualité Supérieure – VDQS”. Zusätzlich gibt es seit 1973 das AOC-Siegel (Appellation d’Origine Contrôlée).

Was macht die Weine von Ventoux aus?

Rebsorten, Klima, Terroir und Weine der Appelation AOC Ventoux

Prozentual liegt Rotwein in Ventoux mit 56% vorne. an zweiter Stelle folgen Rośeweine mit 38% und danach Weißweine mit nur 6%. Insgesamt betrug die Gesamtproduktion im Jahr 2918 244.222 Hektoliter auf 5.701 Hektaranbaufläche. 80% der Weine stammen immer noch aus Winzergenossenschaften

Für die Rotweine und Roséweine werden hauptsächlich Grenache Noir, Syrah, Mourvédre, Carignon sowie Cinsault angebaut und für die Vinifizierung eingesetzt. Weitere Rebsorten dürfen nur zu 20% eingesetzt werden, für Marsellan und Vermentino gilt sogar eine 10% Regel. Weine aus dieser Appelation sind immer Cuvées, keine reinsortigen Weine. Ein Großteil der von mir während meiner Reise verkosteten Rotweine hatten einen Großteil Grenache Noir oder Syrah. Gefühlt ist der Anteil mit einem hohen Prozentsatz Grenache Noir deutlich größer.

Beim Weißwein kommen hauptsächlich Bourboulenc, Clairette, Grenache Blanc und Rousanne in die Flasche. Außerdem, wobei 10 % nicht überschritten werden dürfen Viognier, Vermentino, Marsanne oder Uni Blanc.

Was kann ich euch über das Klima sagen? Insgesamt lässt sich sagen, dass in Ventoux ein mediterranes Klima vorherrscht. Ich selber kam im Dezember in Marseille bei blauem Himmel, Sonnenschein und ca. 15 Grad Celsius an. Ihr solltet dennoch, gerade für abends und nachts warme Kleidung dabei haben. Durch den Mistralwind kann es nachts sehr kalt werden. Dies ist übrigens etwas, was die Weine in Ventoux besonders positiv beeinflusst.

Gerade im Sommer kann es tagsüber 40 Grad, teilweise sogar leicht darüber werden. Die Weinbeeren bekommen ordentlich Sonne. Zum Glück, es sei den ihr mögt sehr alkoholhaltige und marmeladige Weine, kühlen die Temperaturen durch die Winde vom Mont Ventoux in der Nacht sehr stark ab. Die Kühle sorgt dafür, dass die Weine immer noch eine frische Säure behalten. Recht typische Aromen bei den Rotweinen sind rote Beeren, Gewürze, Leder, Lakritz und Trüffel. Letzteres passte gut, da die Region neben ihren Weinen außerdem für Trüffel bekannt ist. Wir hatten das Glück selber sogar bei der Trüffelsuche dabei sein zu können. Viele kleine Restaurants der Region bieten regionale Küche und zur Trüffelzeit eine große Auswahl von leckeren Speisen mit Trüffel und einer abgestimmten Weinbegleitung.

Bezüglich der Rosé- und Weißweine bin ich ehrlich wein wenig verhaltener. Es waren einige gute, solide Weine dabei. Insgesamt, gerade im Vergleich zu den Rotweinen, keine, die mir weiche Knie gemacht hätten. Alle Fans von Roséweinen, insbesondere mit dem typischen Provence Profil, werden in Ventoux auf ihre Kosten kommen.

Meine Top 5 Winzer der Region AOC Ventoux und Lieblingsweine

Während der 2,5 Tage in Ventoux durften wir viele fantastische Winzer, Winzerinnen und Weingüter kennenlernen. Um den Rahmen nicht zu sprengen, habe ich mich auf meine Top 5 Winzer und den jeweiligen Lieblingswein beschränkt.

Zum Glück sind Geschmäcker jedoch verschieden, daher empfehle ich euch, die Region Ventoux unbedingt zu besuchen. Wer auf der Suche nach einem besonderen Hotel ist, dem empfehle ich übrigens

1) Château Valcombe

Bisher hatte ich nicht viele Gemeinsamkeiten mit der Schauspielerin Keira Knightley. Seid meiner Reise in das Rhonetal und Besuch von Château Valcombe muss ich dies revidieren. Keira Knightley und ihr Mann sie Nachbarn von Château Valcombe und verlassen sich beim Venifizieren ihres eigenen Weines auf Luc Guénard, Besitzer und Winzer des Château Valcombe. Warum konnte ich verstehen, nachdem ich mich durch das Repertoire ihrer Weine trinken durfte. Besonder herausragend fand ich Grande Serène 2016 AOC Ventoux. 100% Syrah mit unglaublich viel Komplexität ohne anstrengend zu sein. Tannine wunderbar eingebunden. Ihr bekommt den Wein für ca. 42 Euro unter anderem Online bei Weinhandling Bacchus. Sie führen auch andere Weine des Weingutes, die meisten rund um 20 Euro.

Grande Serène Chateau Valcombe Rhonetal

Die Domäne Château Valcombe liegt am Fuße des Mont Ventoux und umfasst 36 Hektar. Wer konzentrierte Weine mag, ist hier richtig. Im Durchschnitt sind die Reben über 50 Jahre. Seit 2013 nach ECOCERT zertifiziert wird hier möglichst naturnahe, ohne Chemie gearbeitet. Winzer und Weinbauer Luc Guénard und seine Frau Cendrine sind für mich das perfekte Beispiel für Winzer der Region. Man merkt ihnen die Liebe zum Boden, ihren Reben und Weinen an. Wie einige der Winzer, die ich kennen lernen durfte, haben beide erst spät mit dem Weinbau angefangen, vorher ganz andere Berufe ausgeübt. Da Boden in der Region noch einigermaßen erschwinglich ist, gibt es einige Weinliebhaber, die sich dort ihren Traum erfüllt haben.

Luc und Cendrine
Luc und Cendrine Guénard der Domäne Château Valcombe in Ventoux

2) Domaine de Piéblanc

Um zur Domaine de Piéblanc zu gelangen musste unser Wagen zuerst über einige steinige Straßen und Wege fahren, doch die Fahrt war es wert. Wir wurden nicht nur mit fantastischen Weinen belohnt, sondern zusätzlich mit blauem Himmel und einem unglaublichen Blick auf die Weinberge, welche hier auf ca. 300 Metern Höhe liegen. Winzer und Besitzer des 2014 gegründeten Weingutes Matthieu Ponson bescherte uns das idyllischste Wein Tasting, was ich mir vorstellen konnte. Obwohl ich alle Weine von Matthieu wirklich gut fand, war für mich La Barre 2017 besonders beeindruckend. 90% Syrah und 10% Grenache in einer wunderbaren Cuvée. Grenache bringt die Pfeffernote und sorgt dafür, dass es sich bei La Barre um keine Fruchtbombe handelt. Unglaublich komplex mit noch mehr Potenzial. Interessant zu sehen, wie sich der Wein entwickelt. Leider konnte ich keinen Händler finden, der eine der 1.300 produzierten Flaschen führt. Hoffe, die Qualität der Weine der Domaine de Piéblanc werden sich in Deutschland noch weiter durchsetzen. Bei nur ca. 10 Hektar Rebfläche ist die Anzahl der Flaschen natürlich sehr begrenzt.

Winzer Matthieu Ponson

3) Château Pesquié

Château Pesquié ist eines der wenigen Familienweingüter mit langer Geschichte der Region Ventoux, die wir besuchen konnten. Wie oben erwähnt existieren einige Weingüter erst seit 10 Jahren oder weniger. Château Pesquié wurde Anfang der 70er, noch vor der Gründung AOC Ventoux von Odette und René Bastide gekauft. Mitte der 80er übernahmen Tochter und Schwiegersohn Edith und Paul Chaudière. Tradition wird seit 2003 von den Söhnen Alexandre und Frédéric erfolgreich fortgeführt, wobei die ältere Generation immer noch mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Familie war eine der ersten der Region den Weinbau auf organisch umzustellen. Das Terroir der Region hat starken und gewollten Einfluss auf die Weine. Neben Weinen erntet die Familie zusätzlich fantastisches Olivenöl. Wer Zeit hat sollte das Weingut unbedingt besuchen. Der kleine Laden mit ihren Weinen, Olivenöl sowie besonderen Lebensmitteln der Region eignet sich, um liebe Menschen Zuhause mit Geschenken zu überraschen. Besonders empfehlen kann ich Château Pesquié Artemia Ventoux AOC 2011. Der Jahrgang ist nicht mehr zu bekommen, 2015 bekommt ihr für 32,50 Euro unter anderem Online bei Vinexus.

4) Domaine de Fondrèche

Auf einer Gesamtfläche von 38 Hektar baut Domaine de Fondrèche Weiß-, Rosé- und Rotweine an. Die Philosophie des Weingutes ist es möglichst naturnahe zu arbeiten. Der gesamte Weinberg wird ohne chemisches Unkrautbekämpfungsmittel bearbeitet. Gewünscht werden Weine mit mineralischem Einfluss, die nicht zu breit sind, trotzdem elegant mit viel Frische. Ein Weg, der gegangen wird ist, mit so wenig Schwefel wie möglich zu arbeiten. Der Wein den ich gerne vor Ort gekauft hätte, leider war er nicht mehr erhältlich, war N… Rouge 2018, ein komplett schwefelfreier Wein. 30 % Grenache, 30 % Syrah, 30 % Mourvèdre und 10 % Cinsault kommen in dieser Cuvée zusammen. Rote Früchte, Heidelbeeren, schwarze und rote Johannisbeere, etwas Veilchen und schwarzer Pfeffer in einer unglaublichen Frische. Den Wein kann ich mir unglaublich gut, leicht gekühlt im Sommer zu einem gegrillten Stück Fleisch vorstellen. Für nur 9,90 Euro könnt ihr ihn bei Weinrefugium bekommen.

5) Domaine Vintur

Domaine Vintur war die perfekte Weinbegleitung zu einem großartigen Lunch im 6 à Table mit typisch regionaler Küche zu der natürlich Trüffel gehört. Ventoux ist bekannt für seinen Trüffel und die Weine der Region passen wunderbar zur Küche mit Trüffel. Den Beweis trat 6 à Table zusammen mit Domaine Vintur an. Am Fuße des Mont Ventoux in einem Becken zwischen den Dentelles de Montmirail (Naturschutzgebiet der UNESCO) und dem Ventoux-Massiv am Rande des Luberon-Weinberges befindet sich Domaine Vintur. Die Reben sind zwischen 30 und 60 Jahren und ergeben komplexe Weine mit subtilen Aromen. Winzer James Wood präsentierte uns seine Wein die neben dem Trüffel nicht untergingen. Besonders gefielen mir Séléné, ein frischer Weißwein aus 80% Grenache Blanc, 16% Roussanne und 4% Clairette. Die Zitrus-, Mango- und Aprikosennoten passen unglaublich gut zu Meeresfrüchten und Fisch. Auf Anfrage könnt ihr die Weine der Domaine Vintur direkt beim Winzer bestellen.

Nun habt ihr viel über die Region sowie meine Liebingswinzer und – weine erfahren. Hoffentlich konnte ich euch inspirieren und euer nächster Besuch geht in die Region Ventoux. Vielleicht reicht es auch nur, damit ihr euch die Weinkarte im Restaurant genauer anschaut und euch für einen dieser besonderen Weine entscheidet. Solltet ihr Tipps haben, welche Ventoux Weine ich unbedingt probieren soll, hinterlasst mir hier gerne eine Nachricht.

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